5. Dezember 2014 um 20:00 Uhr
im Stuttgarter Literaturhaus
ÇAPUT
- Hommage an Orhan Kemal
Auf der Suche nach Melodien in
Orhan Kemals Texten, um dazu gehörige Lieder zu erschaffen, wurde
uns klar, dass es nicht einzelne Melodien sind, auf deren Spur wir
sein sollten. Seine Werke als ein Gesamtes haben eine deutliche
musikalischen Komponente, die wir heraus arbeiten sollten: die
Rhythmen der ineinander verflochtenen Leben seiner Romanfiguren.
Diese Leben pulsieren, rascheln, atmen ein und aus, werden immer
wieder voneinander getrennt, sogar auseinander gerissen, um immer
wieder für miteinander verbunden erklärt zu werden. Die Klänge der
Schriften Orhan Kemals, so fanden wir heraus, sind die Klänge des
Tuns, des Lebens selbst, in ihrer archaischen (rauen,
unverarbeiteten, naturbelassenen) und wiederholenden Gestalt, ohne
einen Drang, sie anders scheinen zu wollen, als das, was sie sind.
ÇAPUT heißt die
Performance von Ninel Çam van Chapull, Barbara Borgir und Aslımay
Altay Göney, was in der türkischen Sprache so etwas wie
„Stofffetzen“ bedeutet. In Orhan Kemals Texten die Theorien der
Intertextualität in ihrer wärmsten Form zu erleben, dass Phänomen,
dass kein Bedeutungselement innerhalb einer kulturellen Struktur ohne
Bezug zur Gesamtheit der anderen Elemente denkbar ist, verlangte von
uns, diese zu verkörpern. So entstand die Performance ÇAPUT
in Beziehung zur Orhan Kemals Schriften, die aus einer tiefen
Menschenliebe heraus geschaffen sind.
„ … Orhan Kemals
Frauenfiguren sind aus dem realen Leben gegriffen und es sind keine
außergewöhnlichen Frauen, wenn sie für ihre Familien sorgen oder
ihr Brot verdienen.“ Mediha Göbenli
Zu LITERATÜR am 5. Dezember 2014 wird Orhan Kemals Sohn Işık Öğütçü nach Stuttgart kommen und gemeinsam mit Prof. PhDr. Uli Rothfuss, Wissenschaftler, Autor und der Herausgeber der deutschen Übersetzung "72. Zelle" vorstellen.
Orhan Kemal, ist einer der bedeutendsten Vertreter der türkischen Literatur des 20. Jahrhunderts.
Er verfasste vor allem Erzählungen und Romane. Geboren wurde Orhan Kemal 1914 in Adana. Da sein Vater, Mitbegründer der „Ahali Partei“ und Mitglied des ersten Parlaments der Türkischen Republik, nach der Auflösung der Partei aus politischen Gründen nach Syrien flüchten musste, erlebte er eine schwere Jugend.
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