Dienstag, 25. September 2012

MIS À NU - Gedichte


Nacktgestellt

"Mach dich nackt" sagte er.
Sie wusste nicht wie denn noch.
"Sei verletzlich" flüsterte er.
Sie berührte liebend ihre Narben.
"Genieße deinen Schmerz" forderte er.
Sie weinte 1001 Nacht
und dann aber verlangte sie.

Sie verlangte nach ihren Tränen und ihren Flügeln.
Und verlangte, dass er gehe
und so lange nicht wieder komme
bis sie nach ihm rufe.

Sie wolle ihre Wurzeln ausstrecken
und aus ihren tausend Vaginen tausend Sprösslinge
in die Welt rufen.

Sie wolle stillen.
Sie wolle singen.
Sie wolle tanzen und blühen.
Sie wolle ihre Schatten in Würde sterben lassen.
Sie wolle werden.
Sie wolle endlich riechen dürfen
wohin es sie zieht.
Dann aber
wenn sie nach ihm rufe
wolle sie ihn nackt sehen.
Er solle verletzlich und in seinem Schmerz geworden
an sie heran treten.

Denn,













photo: frankFIERKE


Kleine Puppen, große Puppen,
immer wieder Puppen Puppen.
Schöne Puppen. Schicke Puppen.
Welche Puppen hast du Puppe?
Welche Puppe bist du Puppe?
Große Puppen, kleine Puppen,
ziehen sich schöne Kleider an.
Puppen Puppen edle Puppen,
alle wollen Puppen haben.
Puppe sei frei und natürlich.
Puppe sing mir doch dein Glück.
Puppe komm her. Puppe geh nicht.
Puppe lass dich mal begehren.
Puppe zieh an. Puppe zieh aus.
Hohe Schuhe lange Beine.
Rote Lippen lieben Alle
Dufte Haare, Lange Wimpern,
Schöne Brüste sollen sie haben
meine Puppen haben haben
haben haben haben haben …




photo: Solveig Puttrich
Woher kommt Sie? Wohin geht Sie? Was hat Sie zu erzählen?
Hat Sie eine priese Glück in ihrer Tasche, oder schweres Leid?
Hat Sie uns den Zauber Ihre Träume zu schenken? Oder will Sie nur ein wenig rasten?

Wen, was, wie viel hat Sie zurückgelassen? Welche Spuren hat Sie gezeichnet?
Welchen Gesang? Sie ist auf der Suche.

Oder,

ist Sie die Zurückgelassene?
Wartend auf ihre Insel des Vertrauten.
Sie schöpft aus Sehnsucht ihrer Träume.
Allein. Allein gelassen.
Sammelt sie den Wein der Einsamkeit.

photo: Solveig Puttrich

Ich suche mich. Ich suche mich. Ich suche mich.

Ich such mich. Ich suche mich. Ich suche mich. Ich.

Ich will. Ich. Ich will nicht. Will nicht das sein wie man mich sehen will.
Ich will das sein was ich singen kann. Was ich singen mag.
Ich will das sein was ich tanze.
Wie ich liebe.
Wie mein Körper das Leben annimmt,
wie es sich ihm zurück gibt. Ungeschminkt. Nackt. Jetzt.
Will nicht aufgeben zu fragen,
wohin es mich zieht,
womit ich meinen Geist ernähren will.

Auch. Ja auch dann, wenn es die Einsamkeit ist, die mich dabei begleiten soll.
Ja auch wenn es Einsamkeit ist, die mich begleitet.
Einsamkeit,
die mich begleitet.


photo: Solveig Puttrich


Drei Wunder sind dir zugeteilt.
Das Eine ist, dass du lebst.
Das Andere, dass du liest.
Liest was die Gesichter sagen, die Bewegungen in sich tragen, wie Gefühle ihren Ausdruck suchen.
Dass du liest,
wie die Klänge tanzen
die Tänze das Echte durchdringen.

Nur das dritte Wunder steht dir frei.
Du darfst selbst entscheiden.

Sammle dich. Warte nicht.
Gib nicht auf.
Spüre wie wunderbar es ist sich der Freiheit zu nähern.
Die Macht über dein Leben in eigenen Händen zu halten.
Die Rollen, die Schichten von Masken abzulegen.
Und nur zu SEIN,
so wie du bist
und nicht mehr.
Verletzlich eingebettet in der Liebe.

Und natürlich es wird immer wieder schmerzen.
Doch du wirst es mit Würde tragen. 

photo: frankFIERKE

Die Hüllen mit Erfolg getriebenen Mustern verziert, verzerren mich von Einer zu den Anderen Dasein. Jeder in seinen Eigensinn, jeder den Dominanz Stab im Hande verlangen von mir ein gelungenes Glück.
Doch nein, sogar für das Mindeste, für das Selbstverständlichste bin ich all zu verzettelt. Nicht willkommen, nicht geachtet, nicht geschätzt zu sein will mir meine Würde rauben. Welchen Verzicht sollte ich mir wünschen?

photo: frankFIERKE

Unmengen von Menschen, Rollen und Masken hat das Gesicht der Erde gesehen.

Unmengen von Kleidern und Verhüllungen trennten die Menschen voneinander oder nannten sie zueinander gehörig.

Es entstand Kreise, die Sicherheit bedeuteten, aber auch zu Gefangenschaften führten.

Doch ist es nicht der Tod, mit dem wir zu vermählen versprochen sind
Wir alle werden nackt ihm gegenüber stehen.
Unwichtig mit welche Manieren, Speise und Stoffe wir uns mal selbst benannten.
Sie werden ‚uns’ nie ersetzen können.

Doch wo bin Ich. Und wo bist du?
Wer bin ich? Und wer bist du?