Freitag, 28. Dezember 2018

A Wonderful Feedback

An email which reached me in relation to the STEHBLUES exhibition in Stuttgart Main Library:


Hallo Ninel Cam,

vor drei Wochen habe ich die Videos zu Ihrem Werk "Stehblues" in der Stadtbibliothek in Stuttgart gesehen. 
Ich war total fasziniert und blieb gebannt vor einem Monitor stehen. Ich kannte weder Sie noch das Werk noch das Thema, um das es ging. Ich musste einfach stehen bleiben und so sah ich Ihnen zu. Ich wartete und wartete... während ich eigentlich in Eile war. Und fragte mich, auf was Sie wohl warten. Keiner schien sich für Sie in Ihrem Quadrat zu interessieren oder Sie auch nur im Entferntesten wahrzunehmen. Ich wartete also mit Ihnen. Entschleunigte. Doch Sie blieben da so lange alleine. Ein ruhender Punkt im hektischen Treiben. Ein beklemmendes Gefühl stellte sich ein, es schien mein Herz zu umklammern und mich nicht mehr loszulassen. Traurigkeit. Einsamkeit. Mir kamen viele Gedanken als ich Sie da so alleine und unbeachtet in Ihrem Quadrat stehen sah. Vielleicht auch Verzweiflung? Naja. Auf jeden Fall ging ich schweren Herzens weiter, da ich eigentlich nicht viel Zeit hatte. Das unbehagliche Gefühl blieb. Als ich wieder im Foyer war, um meine Bücher auszuleihen, sah ich erneut auf den Monitor. Diesmal tanzte jemand mit Ihnen. Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind. Ich war so erleichtert, ein riesiger Stein ist mir vom Herzen gefallen. Und plötzlich tanzten ganz viele mit Ihnen. Ich war wirklich erleichtert. Gestern war ich bei Ihrem Vortrag in der Stadtbibliothek und es wurde deutlich, dass es Ihnen um die Begegnung geht. Die Begegnung mit Menschen. Sie sagten, es sei eine Bereicherung (wenn auch nicht immer ein Vergnügen) und das strahlten Sie auch aus. Eine solche Überzeugung und Freude - besonders über die Begegnungen, die Sie als Geschenke bezeichneten.

Ich bin immer noch in den Bann gezogen von der Arbeit und von Ihnen als Person. Und auch wenn es vielleicht nicht Ihre Intention oder Ihr vorrangiges Thema war, hat mich dieses beklemmende Einsamkeitsgefühl nicht losgelassen. Deshalb schreibe ich Ihnen hier und stelle Ihnen die Fragen, die mir noch auf der Seele brennen und hoffe natürlich sehr, eine Antwort zu bekommen:)

Wie ging es Ihnen während dem Warten? Wie war das, wenn keiner kam? Wenn die Leute an Ihnen vorbeigingen? Sie nicht beachtet haben? Haben Sie sich manchmal einsam gefühlt? Traurig? Unsichtbar? Und was hat das mit Ihnen gemacht?

Und Sie haben es gestern auch angedeutet. Sie können ein Geschenk sein. Ihr Gegenüber kann ein Geschenk sein. Und doch gibt es auch jene Begegnungen, die vielleicht weniger angenehm waren. Haben sie sich manchmal ausgeliefert gefühlt? Oder wie war das für Sie, sich jedem Menschen hinzugeben, der da kam und mit Ihnen tanzen wollte?

Und waren Sie die ganze Zeit auch psychisch präsent oder haben Sie sich manchmal dabei ertappt, wie Sie sich "ausklinken" und nur noch physisch anwesend sind? Ich kann mir vorstellen, dass dieses vorbehaltlose und gänzlich präsente Einlassen zuweilen sehr anstrengend sein kann und wie gestern auch schon erwähnt wurde - mutig!

Vielleicht noch kurz zu meiner Person:) Ich studiere Kunsttherapie und bin gerade dabei, meine Bachelorarbeit über den "Eigenen Raum" zu schreiben. Was ist das. Wie entsteht er. Wo sind Grenzen. Und natürlich spielt da auch Beziehung und Begegnung eine Rolle. Das rote Quadrat mit Ihnen darin hat mich da natürlich stark an einen eigenen Raum erinnert und mein Interesse auch von dieser Seite nochmals bestärkt.

Viele Grüße,

Stefanie